Guru Guru

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Formed in 1968 by drummer, singer and visionary Mani Neumeier, GURU GURU has been an institution for over five decades. Their own brand of “acid rock”, often labelled as krautrock, has played an important part in musical history, not only in their native Germany but the world over, especially in the USA and Japan. With an ongoing musical career of 54 years, over 40 albums, more than a hundred radio and TV appearances, they have performed over 5,000 live shows to date.

What they brought to the stage in the 1960s may well have been seen as shocking. Fusing free jazz with rock’n’roll, GURU GURU experimented with Asian and African rhythms and styles, incorporating these into their own brand of psychedelic cosmic rock. The musicians lived under the same roof as a commune, enjoyed hallucinogenic drugs and shared their political views on a regular basis, reading out statements during performances. Their live shows were – and still are – experiences, with the band surprising audiences, for instance when they released live chickens into the respectable Grugahalle in Essen, Germany. To this day, Mani Neumeier still performs their song “Elektrolurch” in a newt costume.

Die wollen es nochmal wissen

Pop: Die Krautrock-Urgesteine Guru Guru überraschen mit einem neuen Album voller unerwarteter Ideen

Von Georg Spindler

Die Rolling Stones bekommen mächtig Konkurrenz. Und zwar aus Deutschland. In der Kategorie „Altrocker“ fordern Guru Guru Mick Jagger & Co. mit einen neuen Album heraus, das vor Energie nur so sprüht. Und nicht nur das: Auf „The Incredible Universe Of Guru Guru“ verblüfft die Band um Schlagzeuger Mani Neumeier mit ungewohnten, neuen Klängen. Es ist eines der originellsten Werke in der Geschichte der Gruppe.

Alte Krautrock-Fans hat die Platte schon gehörig verschreckt, wie ein Blick auf erste Rezensionen zeigt. Da gibt es keine langen Jam-Stücke und psychedelischen Ausschweifungen, stattdessen knackige Vier-, Fünf-Minuten-Titel mit viel Gesang, poppiger Anmutung, Sequenzer-Rhythmen und tanzbaren House-Beats. Es ist in jedem Ton zu spüren: Die Herren zwischen 72 und 84 wollen es noch einmal wissen.

So ganz verleugnen sie ihre Herkunft aber nicht. Das Auftaktstück trägt seinen Titel „Free Krautrock!“ zu Recht. Es beginnt mit einem Anklang an Amon Düüls Klassiker „Soap Shop Rock“, ehe die Gurus mit brausenden Gitarren-Riffs, röhrender Hammond-Orgel und dunkel pulsenden Bass-Läufen druckvoll loslegen. Neumeier bringt mit seinen tänzelnden Schlagfolgen jene Jazz-Leichtigkeit ins Spiel, die der Band all die Jahre hindurch ihre rhythmische Einzigartigkeit verliehen hat. Neu sind die vielen Overdubs, es klirrt, klappert und schwirrt, der Bandchef hat seine Percussion-Kiste ausgepackt und es klingt gut.

Von da an geht es munter weiter, die nächsten Stücke beschwören mit frenetischen Gitarren-Sounds, hypnotischen Ostinato-Riffs und mantra-artigem Gesang die rauschhafte Euphorie vergangener Tage, aber das alles klingt konzis und kompakt. Es ist ein Band-Album geworden, bei dem niemand sich in den Vordergrund spielt. Das Quartett klingt „tight“: dicht, schlüssig, stringent. Man spürt das blinde Verständnis, das Roland Schaeffer (Gitarre,  Holzblasinstrumente) und Peter Kühmstedt (Bass), beide seit gut 30 Jahren Bandmitglieder, mit Neumeier verbindet. Und Neuzugang Zeus B. Held (Tasteninstrumente), seit 2020 dabei, fügt sich bestens ein in das Gruppenkollektiv.

Er hat einige erfrischende Ideen mitgebracht. „Guru Guru’s In The House“ heißt eines seiner Stücke, das mit Club-Beats hypnotische, tranceartige Energien freisetzt. Aber weil hier Guru Guru am Werk sind, sorgen schrille Saxofon-Einlagen und schwebende Gitarren-Schlieren  für besondere Effekte. Danach setzen die Gurus noch einen drauf: In „Hold The Jelly“ ist Altmeister Arthur Brown als Gast mit dabei, dessen kratzig-rauer, stimmstarker Gesang klingt wie Tom Jones mit LSD-Vergangenheit. Dazu entfesselt die Band durch perkussive Einsprengsel von Orgel, Gitarre und Bass ein zündendes polyrhythmisch brodelndes Funk-Gewitter.

Das „unglaubliche Universum“ von Guru Guru, das der Albumtitel verspricht, schillert in allen Farben. Ohne Rücksicht auf Genre-Grenzen wirbeln auf dieser Platte die Stile vielfältig durcheinander. Auf „Woke“ ist es Schaeffers schrill sirrende Slide-Gitarre, die zunächst aufhorchen lässt, Held steigt mit fauchender Blues-Harp ein – aber Neumeier kontrastiert dies mit swingend leichtem Schlagzeugspiel, ehe Schaeffers schmachtendes Tenorsaxofon Nachtclub-Atmosphäre ins Spiel bringt. Eine irre Kombination.

Auf „Life Is A Gamble“ schmachtet das Saxofon dann wieder; es ist ein eingängiges Reggae-Stück mit House-Beats und (bislang unerhört in der Bandgeschichte) Frauengesang von Maya Selima. Der Songtext beschwört Jimi Hendrix und Miles Davis, die einst musikalische Barrieren einrissen. Die Gurus tun es hier auch, Schäfers Saxofon sorgt – schnaubend, kreischend, Haken schlagend – für schräge Störklänge auf dem Dancefloor. Und dann lassen Mani & Co. den 50 Jahre alten Klassiker „Der Elektrolurch“ wieder vom Stapel. Die „Mutation ’23“ wird von Computer-Beats vorangetrieben und von lodernder Gitarren-Pyrotechnik angeheizt, Neumeiers Stimme ist mit Hall und  Echo unterlegt „Was ist dein größter Wunsch?“, schallt’s aus den Lautsprechern. „Das Ende aller Kriege“, lautet die Antwort. Und mit einem Mal ist die alte Hippie-Ideologie wieder ganz zeitgemäß.

As well as pioneering their own musical genre, GURU GURU were the first German band to perform at the legendary WDR Rockpalast show in 1976, and played a lead role in the German TV crime show Tatort (German for crime scene) the same year. In 1972 they performed a memorable show at the Germersheim festival (Germany) after Pink Floyd in front of an audience of over 100.000. They co-founded the annual Finkenbach festival (Odenwald, Germany) in 1977, together with the Finkenbach fire department, regularly headlining until 2019.

* Fun fact: in 1996, Mani Neumeier was the first German musician to have his own wax figure in Madame Tussaud’s wax museum in Tokyo.

Despite countless line-up changes, and more than a half-century after the band’s creation, today GURU GURU still shine with exuberance, as alive and active as ever, performing around 40 live shows a year.

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